Aktualisierung der Anlagen November 2021
Die Aktienmärkte erleben einen „roten Freitag“ und warten auf weitere Nachrichten über die neue Omikron-Variante. Es ist zu wenig über die neue Variante bekannt, um ihre Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit und die Wirtschaft abschätzen zu können. Infolgedessen könnte das Umfeld für Geldanlagen noch einige Wochen lang unsicher bleiben. Wir bleiben vorerst bei unserer neutralen Empfehlung zu Aktien.
Kurz und bündig
Am vergangenen Freitag wurden der Welt und den Finanzmärkten eine neue Coronavirus-Variante bekannt, bezeichnet mit dem griechischen Buchstaben „Omikron“ wurde. Die ersten Nachrichtenberichte und die Einstufung der Weltgesundheitsorganisation als „besorgniserregende Variante“ trieben die Aktienanleger am Freitag zum Ausstieg.
Die Verluste an den europäischen Börsen stiegen auf über 4%, und auch die US-Märkte verloren etwa 2 bis 2,5%. Die geringere Liquidität aufgrund des „Black Friday“ hat diese Marktbewegungen möglicherweise noch verstärkt.
Im frühen Handel am Montagmorgen schien sich eine gewisse Stabilisierung abzuzeichnen, auch wenn die Märkte in den kommenden Wochen weiterhin von Unsicherheit geprägt sein dürften.
Was wissen wir bereits?
Immer noch relativ wenig, wie es auch bei anderen neuen Varianten der Fall war:
- Die neue Variante wurde erstmals am vergangenen Mittwoch von südafrikanischen Wissenschaftlern beschrieben, wurde aber inzwischen auch in vielen anderen Ländern festgestellt. Am Freitag wurde die WHO-Variante als „besorgniserregende Variante“ mit hohem Risiko eingestuft und mit dem griechischen Buchstaben „Omikron“ bezeichnet - die Namen Nu und Xi schienen aus sprachlichen und politischen Gründen unpassend.
- Die Variante erregte besondere Aufmerksamkeit aufgrund der hohen Anzahl von Mutationen (mehr als 50) im Vergleich zur ursprünglichen Wuhan-Variante, einschließlich des Spike-Proteins, das es dem Virus ermöglicht, sich an seinen Wirt zu heften. Die Omikron-Variante stellt daher ein großes Risiko dar, da sie auf den ersten Blick ansteckender zu sein scheint. Wir wissen noch nicht, ob sie pathogener ist, die südafrikanischen Ärzte haben darauf noch keine Hinweise gefunden. Im besten Fall ist die neue Variante kaum mehr als ein Erkältungsvirus. Solide Ergebnisse sind erst in einigen Wochen zu erwarten.
- Es wird auch befürchtet, dass diese Mutationen die Wirksamkeit bestehender Impfstoffe verringern könnten. Die mRNA-Impfstoffe von Pfizer und Moderna zielen unter anderem speziell auf die Bindung über Spike-Proteine ab. Beide haben bereits angekündigt, dass sie ihre Impfstoffe jetzt mit der Omikron-Variante testen und dass, falls die Impfstoffe weniger gut funktionieren, innerhalb von zwei bis drei Monaten ein modifizierter Impfstoff hergestellt werden kann.
- Viele Länder führten neue Reisebeschränkungen ein, um diese Variante zu stoppen. Unter anderem schließen Israel und Japan ihre Grenzen für Ausländer, während andere Länder vorübergehend Flüge vom und ins südliche Afrika einschränken. In den meisten europäischen Ländern werden neue Beschränkungen eingeführt, die jedoch hauptsächlich der Bekämpfung der Delta-Welle dienen.
Warum reagieren die Märkte so stark darauf?
Niedrigere Aktienmärkte, niedrigere Zinssätze Für einen Moment fühlte es sich am Freitag wieder wie März 2020 an. Die Märkte mögen Unsicherheit überhaupt nicht. Es besteht die Befürchtung, dass die neue Variante den Wirtschaftsaufschwung erneut untergraben könnte, auch wenn die Auswirkungen zum jetzigen Zeitpunkt nur vermutet werden können. Die vorherigen Varianten hatten jeweils geringere wirtschaftliche Auswirkungen als die erste.
Die Tatsache, dass viele Börsen am Freitag wegen des „Black Friday“ (in den USA oft ein Brückentag nach Thanksgiving) mit geringer Liquidität arbeiteten, hat die Verluste möglicherweise etwas erhöht. Die Aufteilung in „Covid-Gewinner“ und „Verlierer“ war wieder einmal in vollem Gange. Die Aktien der „Stay-at-home-Aktien“ entwickelten sich gut, ebenso wie die der Pharmaindustrie.
Auch Aktien aus dem Energiesektor, von Fluggesellschaften, aus Konsumsektoren wie dem Tourismus und von Finanzunternehmen waren betroffen. Trotz dieses Rückgangs sprechen wir noch nicht von einer Korrektur - dazu müssten die Börsen um etwa 10% fallen.
Derzeit liegen die globalen Aktienmärkte etwa 3,5% unter den Höchstständen der vergangenen Woche; in Europa ist der Rückgang etwas größer (etwa -6,5%), was vor allem auf die Befürchtung zurückzuführen ist, dass die europäische Erholung durch die Delta-Maßnahmen gebremst wird. Die Tatsache, dass der Ölpreis um etwa 10% sank, ist angesichts der Höhe der Energiepreise und der Inflation an sich keine schlechte Nachricht.
Wie sind wir aufgestellt? Ändern wir den Kurs?
Unsere Anlagestrategie ist derzeit neutral gegenüber Aktien. Im Oktober werden wir unsere übergewichteten Positionen zugunsten von Barmitteln reduzieren. Diese halten wir in Reserve für den Fall, dass es beispielsweise zu einer echten Korrektur kommt und/oder sich die wirtschaftlichen Aussichten weiter verbessern.
Die große Ungewissheit über die neue Variante hält uns vorerst zurück, obwohl in einem solchen Umfeld natürlich schnelle Änderungen möglich sind.
Innerhalb des Aktienportfolios ist unsere Übergewichtung von Pharmawerten hilfreich, während wir mit unserer Übergewichtung von Eurozone, Finanzwerten und Verbraucherdienstleistungen etwas an Boden verloren haben.
Wir werden in den kommenden Wochen auch unser Wirtschaftsszenario überprüfen. Vorerst scheinen die neuen Maßnahmen keine größeren Auswirkungen auf die Wirtschaftsaussichten zu haben.
Worauf müssen wir in den kommenden Wochen achten?
- Wissenschaftliche Forschung über die Omikron-Variante. In einigen Wochen werden die Eigenschaften des neuen Virus (Infektiosität, Pathogenität) bekannt sein, und es wird auch Neuigkeiten darüber geben, wie wirksam die Impfstoffe gegen das Virus sind.
- Die Entwicklung von Covid selbst: Breitet sich das Virus in Südafrika und in anderen Ländern rasch aus? Und gibt es Anzeichen dafür, dass die Zahl der schwereren Krankheitsfälle in Südafrika rasch zunimmt? Letzteres könnte die Anleger in Panik versetzen. Die drei früheren gefährlichen Varianten Alpha, Beta und Delta (früher bekannt als britische, südafrikanische bzw. indische Variante) sorgten ebenfalls für anfängliche Turbulenzen, aber trotzdem erholte sich die Wirtschaft weiter und die Börsen konnten neue Rekorde aufstellen.
- Reaktionen der Behörden: Werden die Länder zu strengeren Maßnahmen und Lockdowns zurückkehren? Werden die internationalen Grenzen wieder geschlossen werden? Stärkere Beschränkungen können den wirtschaftlichen Aufschwung bremsen und auch die Probleme der Lieferketten verschärfen.
- Zentralbanken: In den letzten Wochen wurden die Finanzmärkte von der erwarteten Reduzierung der Unterstützung durch die Zentralbanken beherrscht. Die Federal Reserve beginnt, ihr QE-Programm auslaufen zu lassen, und für das nächste Jahr sind bereits mehrere Zinserhöhungen geplant. Wir werden also abwarten müssen, wie die Zentralbanken darauf reagieren.