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Kleine Unternehmen ... einzigartige Chancen

Für kleine Aktien waren die letzten Jahre schwierig. In Zeiten finanzieller Spannungen oder Marktunsicherheiten ziehen sich Anleger oft in sogenannte sichere Häfen zurück. Kleine und mittlere Unternehmen standen im Schatten der Großunternehmen. Big is beautiful lautete das Credo. Die Aktienkurse der „Magnificent Seven“ explodierten förmlich. Doch wer nur in die großen Namen investiert, nutzt nicht alle Möglichkeiten. Die relative Attraktivität von kleinen Betrieben gegenüber großen Unternehmen bietet dem wachsamen Anleger einzigartige Chancen.

So wie Spotify uns eine große Auswahl an Musik bietet, aber nur eine Handvoll Künstler die ganze Aufmerksamkeit auf sich zieht, wird der Aktienmarkt von einer begrenzten Anzahl großer Namen dominiert. Es gibt jedoch viele verborgene Perlen unter den kleinen Unternehmen.

Anthony Cruysmans, Experte für europäische Small & Mid Caps bei KBC Asset Management


 

„Kleine Unternehmen werden noch zu oft unterschätzt“, sagt Anthony Cruysmans, Experte für europäische Small & Mid Caps bei KBC Asset Management. „Aber sie beweisen, dass sie zu großen Erfolgen fähig sind. Zwar sind Leistungen der Vergangenheit keine Garantie für künftige Ergebnisse, doch zeigen die Zahlen, dass die Aktien kleiner und mittlerer europäischer Unternehmen in der Vergangenheit an der Börse längerfristig besser abgeschnitten haben als die Aktien größerer Unternehmen.“


 

Unternehmen, die noch wachsen wollen und können

Small und Mid Caps sind Aktien von Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von weniger als 10 Milliarden Euro. Mid Caps liegen in der Regel zwischen 2 und 10 Milliarden Euro, während es bei Small Caps um weniger als 2 Milliarden Euro geht. Einer der Hauptvorteile von Small und Mid Caps ist ihr Potenzial für schnelles Wachstum. 

 

Small und Mid Caps sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Sie befinden sich oft in einem früheren Stadium ihres Wachstums. Das bedeutet, dass sie im Vergleich zu größeren, bereits etablierten Unternehmen mehr Spielraum für Wachstum haben.

Anthony Cruysmans, Experte für europäische Small & Mid Caps bei KBC Asset Management


 

Die Firmenkultur von kleinen und mittleren Unternehmen ist in der Regel langfristig ausgerichtet und hat einen klaren Fokus. „Ein einfacheres Geschäftsmodell ermöglicht es Small und Mid Caps, schneller auf Marktveränderungen zu reagieren. Ihre überschaubare Größe erleichtert die Anpassung von Geschäftsprozessen oder die Umsetzung neuer Strategien“, so Cruysmans. „In Märkten, die sich schnell verändern, kann diese inhärente Flexibilität ein entscheidender Vorteil sein.“

Und nicht zuletzt sind Small und Mid Caps häufig ein Übernahmeziel für größere Unternehmen. Eine Übernahme kann zu einem plötzlichen Anstieg des Aktienkurses führen, insbesondere wenn das betreffende Unternehmen in einer vielversprechenden Nische tätig ist oder wichtige Technologien entwickelt hat. „In letzter Zeit beobachten wir einen Aufschwung am Übernahmemarkt", stellt Cruysmans fest. „Das kann den Renditen der Small und Mid Caps einen zusätzlichen Schub geben.“

 

Kleinere Aktien, größere Kursschwankungen

Anleger in Small und Mid Caps sollten auf größere zwischenzeitliche Schwankungen des Werts ihrer Geldanlage vorbereitet sein. Einerseits sind diese Unternehmen stärker von der lokalen Wirtschaft abhängig. Andererseits sind sie häufiger in Nischenmärkten tätig. Beides erschwert es ihnen, einen Umsatzrückgang - aus welchen Gründen auch immer - durch zusätzliche Verkäufe in einem anderen Markt auszugleichen.

 

Eine geringere Liquidität ist in weniger guten Zeiten ein Nachteil, kann aber in guten Zeiten zu einem Katalysator für eine überdurchschnittliche Performance werden.

Anthony Cruysmans, Experte für europäische Small & Mid Caps bei KBC Asset Management

 

„Der Hauptgrund für die höhere Volatilität der Small und Mid Caps ist die begrenzte Liquidität“, so Cruysmans. „Hinzu kommt, dass es weniger Käufer und Verkäufer gibt, und das kann die Differenz zwischen Angebots- und Nachfragepreisen vergrößern.“ Die geringere Liquidität macht es institutionellen Anlegern schwieriger, in Small Caps zu investieren. „Die großen Akteure laufen Gefahr, den Markt mit ihrem Einfluss zu stören“, so Cruysmans. „Für Kleinanleger stellt die geringere Liquidität von Kleinaktien in der Regel kein Problem dar.”

 

Historisch günstige Bewertung lockt aktive Langzeitanleger

Europäische Kleinunternehmen werden derzeit im Vergleich zu ihren großen Gegenspielern besonders niedrig bewertet. „Im Jahr 2021 wurden sowohl Small als auch Mid Caps auf KGV-Basis mit einem Aufschlag von etwa 10-15% gegenüber dem breiten Markt gehandelt“, so Cruysmans.

 

In der Vergangenheit wurden Small und Mid Caps mit einem Aufschlag gegenüber dem breiteren Markt gehandelt. Dieser Aufschlag hat sich in einen erheblichen Abschlag verwandelt.

Anthony Cruysmans, Experte für europäische Small & Mid Caps bei KBC Asset Management


 

  • Zyklus begünstigt Small und Mid Caps

„Ein offensichtlicher Grund für die derzeitige Unterbewertung ist der zyklische Gegenwind, den wir erlebten“, bekräftigt Cruysmans. In der Vergangenheit gab es immer einen klaren Zusammenhang zwischen der Börsenperformance kleiner Unternehmen und dem Wirtschaftszyklus. Wenn es der Wirtschaft gut geht, sind Small Caps oft die ersten, die davon profitieren. In Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs ist jedoch das Gegenteil der Fall. „Wenn die Rezessionsängste weichen, haben kleine Unternehmen gute Karten, sich positiv zu entwickeln.“

 

  • Private Equity peilt ebenfalls preiswerte, wachstumsstarke Unternehmen an

„Der starke Aufschwung von Private Equity in den letzten Jahrzehnten hat kleinen und mittleren Unternehmen andere Finanzierungsmöglichkeiten 
sich häufiger dafür entschieden, in privater Hand zu bleiben oder einen Börsengang zurückzustellen. Dies erhöht das Risiko eines geringeren Angebots für Anleger in diesem Marktsegment“, meint Cruysmans. „Außerdem werden kleine, börsennotierte Champions häufiger wieder von der Börse genommen und in private Hände gegeben, was unmittelbar eine Chance für die existierenden Anleger schafft. Dies erhöht nämlich das Renditepotenzial. Anleger profitieren nicht nur von einer Erholung der Märkte, sondern auch von attraktiven Übernahmeprämien, wenn Private-Equity-Firmen die Beute an sich reißen.“

 

  • Magnificent Seven: must-have of only-have?

Künstliche Intelligenz (KI) beflügelt seit fast zwei Jahren die Fantasie vieler Menschen. Zurzeit unterstützt der Trend vor allem große Unternehmen. Denken Sie an die „Magnificent Seven“, die atemberaubende Renditen erzielten und den gesamten Aktienmarkt in die Höhe trieben. „Diese Tech-Giganten nehmen buchstäblich immer mehr Raum ein, sowohl an der Börse als auch in so manchem Kundenportfolio, aber in einem Portfoliokontext ist und bleibt es ratsam, eine Diversifizierung anzustreben“, argumentiert Cruysmans. 

 

Die Magnificent Seven stellen ihre kleineren Mitbewerber in den Schatten. Aber gerade da gibt es potenzielle Chancen. Eine Reihe von kleineren, aber innovativen Nischenanbietern sind oft eine treibende Kraft innerhalb des großen Technologiesektors.

Anthony Cruysmans, Experte für europäische Small & Mid Caps bei KBC Asset Management


 

Die Integration digitaler Technologien verändert unser tägliches Leben auf grundlegende Weise. Halbleiter, unter anderem zum Rechnen und Speichern von Daten, spielen dabei eine entscheidende Rolle. Der rasante Aufstieg der generativen KI hat die Nachfrage nach leistungsstarken Halbleiterchips noch erhöht.

Das Small-Cap-Universum bietet Zugang zu Unternehmen, die in wichtigen Nischen der Halbleiterkette weltweit führend sind. Auch wenn die künftige Entwicklung neuer Technologien immer ungewiss ist und keine Garantie für den Erfolg bietet, können Anleger durch Investitionen in diese Unternehmen von potenziell revolutionären Entwicklungen profitieren. „In der Welt der Chips und der KI gehen Technologie und Innovation Hand in Hand. Man kann den Halbleitersektor durchaus mit einer Kette vergleichen“, meint Cruysmans. „Jedes Glied ist wichtig und notwendig, damit das Ganze reibungslos funktioniert und Chips produziert. Kleine Nischenanbieter tragen ihren Teil zu dieser komplexen Kette bei, zum Beispiel in der Verpackungs- oder Montagephase.“

 

Ein aktives Vorgehen ist von entscheidender Bedeutung

Nicht alle Klein- und Mittelunternehmen erreichen die Spitze. Die Fähigkeit, die Spreu vom Weizen zu trennen, ist entscheidend für den zukünftigen Erfolg.  „Small und Mid Caps bieten Chancen für Anleger, aber man muss seine Hausaufgaben  machen“, so Cruysmans abschließend. 

 

Ein aktives Anlagekonzept, das sich auf eine gut durchdachte Strategie und eine solide Fundamentalanalyse stützt, ist unerlässlich, um fundierte Entscheidungen zu treffen, die die Erfolgschancen erhöhen.

Anthony Cruysmans, Experte für europäische Small & Mid Caps bei KBC Asset Management


 

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Dieser Artikel ist rein informativ und sollte nicht als Anlageberatung betrachtet werden.