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Roboter können Aufträge auch im Dunkeln perfekt erledigen

Um das Label „Made in Europe“ zu behalten, müssen die europäischen Unternehmen immer schneller, präziser und kostengünstiger arbeiten. Dirk Sebrechts und Sabrina Reynen, beide Portfoliomanager bei KBC Asset Management, sind der Meinung, dass dies nur möglich ist, wenn man sich voll und ganz auf Innovationen einlässt. Und wie profitieren die Anleger davon? 

China klopft kräftig an die Tür der High-Tech-Industrie, so Sebrechts. „Gerade in der Automobilindustrie spielt das Land bereits auf höchstem Niveau.“ „Wenn die Konkurrenz aus China mit unlauteren Handelspraktiken einhergeht, sollten natürlich Handelsschranken errichtet werden“, sagt er, „aber es ist für Europa ebenso wichtig, seinen technologischen Vorsprung durch Innovation zu wahren.“

Welche Innovationen kann Europa nutzen, um schneller, präziser und kostengünstiger zu produzieren? Die Automatisierung hebt die Branche auf die nächste Stufe, meint Sebrechts, der sieht, dass mehrere Unternehmen in Europa gut auf diese Entwicklung reagieren. Er nennt unter anderem das französische Unternehmen Schneider Electric, das auf Energiesysteme und Automatisierung spezialisiert ist, den deutschen Technologieriesen Siemens und den schwedischen Industriekonzern Atlas Copco, der einen großen Standort in Antwerpen hat. Atlas Copco liefert zum Beispiel Kompressoren, die für die staubfreie Produktion in der Halbleiterindustrie unerlässlich sind. Das ist entscheidend für die Qualität, auch in der pharmazeutischen Industrie. Man braucht solche Unternehmen, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

Weniger Mängel und Ausschuss

In allen Sektoren werden immer mehr Arbeiten von modernen Robotern erledigt. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens MarketsandMarkets beläuft sich der Markt für Industrierobotik weltweit auf 17 Milliarden US-Dollar, eine Zahl, die sich bis 2028 voraussichtlich verdoppeln wird. Roboter können unter gefährlichen oder unangenehmen Bedingungen, wie hohen Temperaturen, Lärm oder Umweltverschmutzung, arbeiten, ohne zu ermüden oder Fehler zu machen. Sie sind sehr präzise, reduzieren Fehler und Ausschuss und können schnell zwischen verschiedenen Aufgaben wechseln.

Technologie erweitert die Möglichkeiten des Menschen. Für die Steuerung der Maschinen werden nach wie vor hochqualifizierte Ingenieure und IT-Fachleute benötigt. Die europäische Industrie hat bereits jetzt Schwierigkeiten, diese freien Stellen zu besetzen.

Dirk Sebrechts, Portfoliomanager KBC Asset Management

Automatisierung und Robotisierung bedeuten nicht immer, dass Menschen ersetzt werden. Letztere sind nach wie vor notwendig, um die Maschinen zu steuern, so Sebrechts. „Oft bedeutet Technologie eine Erweiterung der Möglichkeiten. In der Chirurgie ersetzen die Roboter nicht den Chirurgen, sondern ermöglichen ein präziseres Arbeiten. Das Gleiche gilt für die Industrie. Wo früher Tonmodelle von Autos in einem Windkanal getestet wurden, geschieht dies heute virtuell mit Technologien von Softwareanbietern wie Dassault Systèmes.“
Diese Kombination aus Mensch und Maschine erfordert hochqualifizierte Ingenieure und IT-Fachleute. Die europäische Industrie hat bereits Schwierigkeiten, diese freien Stellen zu besetzen. Personalvermittlungsunternehmen wie Randstad oder Datenanbieter wie Wolters Kluwer reagieren darauf, so Sebrechts.
Reynen sieht diesen Kampf um Talente auch im Bereich des studentischen Wohnens. „In Belgien hat sich zum Beispiel der Immobilienfonds Xior darauf spezialisiert. Die Knappheit an Studentenwohnungen ist enorm. Wenn ein Unternehmen wie Xior fünfhundert Studentenwohnungen baut, finden diese sofort Mieter.“

Intelligente Logistik und Lagerhäuser

Europa will wieder mehr selbst produzieren. 47% aller europäischen Unternehmen sind dabei, ihre Produktion zu reindustrialisieren oder zu verlagern. Aber wie können wir diese lokal produzierten Waren so effizient und nachhaltig wie möglich transportieren? Und wo lagern wir sie? 

Intelligente Logistik sorgt dafür, dass immer mehr Lager vollständig automatisiert werden und nachhaltig sind. So werden traditionelle Gebäude zu dynamischen Ökosystemen.

Sabrina Reynen, Portfoliomanager KBC Asset Management

Intelligente Logistik, bietet eine Lösung. Denken Sie an Verkehrssysteme, die untereinander Aufträge und Routen aushandeln. Dabei geht es zunehmend um überlange Lkw, bei denen mehr Ladung mit einem einzigen Fahrzeug befördert werden kann. Ihr Ziel: Lagerhäuser, die ihre Bestände autonom in Echtzeit erfassen und selbstständig neue Materialien bestellen.

„Neue Lagerhäuser verfügen heute über alle neuen technischen Hilfsmittel wie Temperaturkontrolle, interne Stromversorgung und Lademöglichkeiten für Elektrostapler. So werden traditionelle Gebäude zu dynamischen Ökosystemen", sagt Reynen. „In den Vereinigten Staaten baut der Logistikimmobilienriese Prologis unter anderem für Amazon, Fedex und Walmart Lagerhäuser, in denen kein Mensch mehr zu finden ist. Roboter können Aufträge im Dunkeln ausführen, sodass man auch Energie spart.“

MarketsandMarkets schätzte den Markt für automatisierte Logistik im vergangenen Jahr auf 32,7 Milliarden Dollar, bis 2028 soll er 51,2 Milliarden Dollar erreichen. Diese Zahlen sind realistisch, wenn man die leistungsstarken Produkte und Technologien kennt, die die intelligente Logistik vorantreiben. Die Schlüsseltechnologie ist das industrielle Internet der Dinge, ein Netz verbundener Geräte, Maschinen und Systeme, die Daten in Echtzeit sammeln, austauschen und analysieren. Das kann die Fehlerquote deutlich senken und Kosten sparen", so Reynen. Es hilft auch dabei, anhand der Messdaten präventiv zu bestimmen, welche Maschinen gewartet werden müssen. 

Vorteile von „Made in Europe“

Kunden und Anleger profitieren von „Made in Europe“. Diese Zertifizierung bietet ihnen mehr Transparenz über die Produkte, die sie kaufen, und alles, was damit zusammenhängt, wie Zusammensetzung, Herstellung und Qualität. Da alle „Made-in-Europe-Unternehmen“ den gleichen Vorschriften und Rechtsrahmen unterliegen, gilt für alle Produkte, die sie in der EU verkaufen, dasselbe Konformitätsniveau.

Die von der EU festgelegten und den Unternehmen auferlegten Qualitäts- und Sicherheitsstandards stärken auch das Vertrauen der Verbraucher und Anleger in die Unternehmen. Es handelt sich also um eine Win-Win-Situation: Das Image des Unternehmens verbessert sich und Kunden und Anleger können sich auf einen gewissen Standard verlassen. „Möglicherweise werden unsere Produkte in Europa teurer bleiben. Aber wenn wir qualitätsvolle und nachhaltigere Produkte anbieten, werden die Kunden wohl bereit sein, mehr für europäische Produkte zu bezahlen", so Sebrechts abschließend. 

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Dieser Artikel ist rein informativ und sollte nicht als Anlageberatung betrachtet werden.