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Technologische Innovationen in der Sharing Economy schaffen Chancen für Anleger und Unternehmen

Für jüngere Generationen ist das Streben nach Nachhaltigkeit eine Selbstverständlichkeit. Ihre begrenzte Finanzkraft zwingt sie zu innovativem Denken. Dabei glauben sie an die Kraft des Kollektivs und sind offen für neue Konzepte wie die Sharing Economy. 

Auch wenn die Bereitschaft zum Teilen bei den jüngeren Generationen am größten ist, lässt sie sich auch bei den älteren Generationen beobachten. „In den nächsten zehn Jahren werden wir uns noch mehr von einer traditionellen Eigentumswirtschaft zu einer Nutzerwirtschaft entwickeln“, sagt Tom Simonts, Senior Economist der KBC Gruppe.

„Viele Dinge, die wir kaufen, zum Beispiel die klassische Bohrmaschine, bleiben die meiste Zeit unbenutzt im Schrank liegen. Dies ist eine Verschwendung von Geld, investierter Energie und Rohstoffen. Warum also nicht eine Bohrmaschine kaufen und sie mit anderen teilen?“ 

In den nächsten zehn Jahren werden wir uns noch mehr von einer traditionellen Eigentumswirtschaft zu einer Nutzerwirtschaft entwickeln

Tom Simonts, Senior Economist der KBC Gruppe

Über den Hype hinausgewachsen

Das Konzept des Teilens gibt es seit Menschengedenken. Exklusives Privateigentum war bis zum 18. Jahrhundert ein knappes Gut. Inzwischen gibt es zwei Arten von Sharing Economy: eine ohne und eine mit finanzieller Gegenleistung. Ob teure Werkzeuge, Babyausstattung oder sogar Kleidung - es gibt zahlreiche Plattformen, auf denen Nutzer Dinge miteinander teilen.

„Mit dem zunehmenden Fokus auf Erschwinglichkeit und Nachhaltigkeit sehen wir viele lokale Initiativen in kleinerem Maßstab entstehen. Oft handelt es sich jedoch um idealistische Projekte, die die Welt verbessern wollen“, sagt Simonts.

Vor allem die Sharing Economy mit finanzieller Gegenleistung zieht daher die Aufmerksamkeit der Finanzwelt auf sich. Die globalsten und erfolgreichsten Sharing-Plattformen wurden zwischen 2008 und 2015 gegründet. Seitdem ist die Anzahl neuer Plattformen etwas zurückgegangen.

„Die Sharing Economy ist über den Hype hinausgewachsen. Was bleibt, sind stabile, erfolgreiche Plattformen, bei denen das ‚Teilen‘ zum Kern des neuen Geschäftsmodells geworden ist“, so Joris Franck, Aktienanalyst bei KBC Asset Management. Man denke nur an den Erfolg von Airbnb, das seit seiner Gründung vor 15 Jahren weltweit mehr als 20 Millionen Objekte auf seiner Website hat, oder an BlaBlaCar, das nach 11 Jahren mehr als 25 Millionen Mitglieder hat, die Carsharing ermöglichen. 

Die Sharing Economy ist über den Hype hinausgewachsen. Was bleibt, sind stabile, erfolgreiche Plattformen, bei denen das ‚Teilen‘ zum Kern des neuen Geschäftsmodells geworden ist

Joris Franck, Aktienanalyst bei KBC Asset Management

Digitalisierung steigert den Erfolg

Die Tatsache, dass immer mehr Menschen bereit sind, ihr Eigentum mit Fremden zu teilen, ist vor allem auf die zunehmende Digitalisierung zurückzuführen. Und diese Digitalisierung ist im weitesten Sinne zu verstehen. Online-Rezensionen und -Bewertungen zum Beispiel verringern für viele Nutzer die mit dem „Teilen“ verbundenen Risiken.

„Technologieunternehmen sind der Ausgangspunkt des Erfolgs der Sharing Economy und profitieren von der Erfolgswelle“, erläutert Joris Franck „Unternehmen, die Apps und Plattformen entwickeln, sorgen dafür, dass das Teilen nicht länger geografisch begrenzt bleibt, sondern skalierbar und damit wirtschaftlich rentabel wird. Denken Sie auch an die Entwicklung, die wir beim kontaktlosen und mobilen Bezahlen gesehen haben, oder an die Möglichkeiten des ‚Smart Locking‘, bei dem Sie Nutzern mit einer einfachen Geheimzahl Zugang zu Ihrem Haus oder Auto gewähren. Auch Unternehmen, die sich auf den Schutz der privaten Daten, die Sie auf diesen Plattformen teilen, spezialisiert haben, spielen eine immer wichtigere Rolle.

„Die rasanten technologischen Entwicklungen der letzten Jahre haben sich auf unser Konsumverhalten und damit auch auf die Wirtschaft ausgewirkt“, so Simonts weiter. Nicht nur der E-Commerce, sondern auch die gemeinsame Nutzung von Waren und Dienstleistungen bilden eine Art ‚neue Wirtschaft‘, die von den verschiedensten Technologieunternehmen unterstützt wird. Und das bietet Chancen für Anleger.“

Technologieunternehmen sind der Ausgangspunkt des Erfolgs der Sharing Economy und profitieren mit von der Erfolgswelle

Joris Franck, Aktienanalyst bei KBC Asset Management

Sharing Economy im B2B-Bereich

„Viele Unternehmen in der Sharing Economy mit finanzieller Gegenleistung sind die Katalysatoren für neue Nachhaltigkeitskonzepte. Das hat bereits zu neuen Geschäftsentwicklungen geführt und dieser Trend wird sich fortsetzen“, führt Simonts aus. 

Viele Unternehmen der Sharing Economy sind die Katalysatoren für neue Nachhaltigkeitskonzepte. Das wird zu neuen Geschäftsentwicklungen führen

Tom Simonts, Senior Economist der KBC Gruppe

So sieht der Volkswirt noch viele Möglichkeiten für die Sharing Economy im B2B-Bereich. Er nennt das Beispiel des Verkehrssektors. Viele Lkw fahren voll beladen los, kehren aber ohne Ladung zurück. Durch Sharing-Plattformen kann dies effizienter gestaltet werden. Gleiches gilt für die vielen Unternehmen, die überschüssige Büroflächen haben.

„Für Unternehmen ist es von grundlegendem Interesse, sich in der Sharing Economy zu engagieren, denn sie kann der Nachhaltigkeit ihrer Geschäftstätigkeit einen enormen Schub verleihen“, so Simonts abschließend.

Solche Unternehmen sind keineswegs immer börsennotiert, aber eine Partnerschaft oder Übernahme durch ein größeres Unternehmen schafft oft neue Möglichkeiten. Bei thematischen Anlagen ist es daher wichtig, neue Trends von Anfang an zu erkennen und zu verfolgen. „Auch wenn die Sharing Economy im Vergleich zur Gesamtwirtschaft noch nicht sehr groß ist, deutet alles darauf hin, dass sie auch in anderen Bereichen und Sektoren Chancen eröffnen kann. Diese Chancen sollte man sich als Anleger nicht entgehen lassen“, findet Simonts. 

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Dieser Artikel ist rein informativ und sollte nicht als Anlageberatung angesehen werden.