Warum Sie auch kleinere Unternehmen im Blick behalten sollten
Small Caps sind oft weniger bekannt, aber deshalb nicht weniger interessant. Indem Sie Geld in kleineren Unternehmen anlegen, nutzen Sie eine Möglichkeit, Ihr Portfolio zu diversifizieren und ein höheres Renditepotenzial zu erschließen. Vor allem wenn Sie bedenken, dass das Pendel nun schon seit Jahren in Richtung Large Caps und Big Tech schwingt, denn jede Pendelbewegung kehrt sich früher oder später um.
Der Erfolg von Geldanlagen beruht häufig auf Stilfaktoren wie Wachstum, Wert, Qualität, Dynamik, geringe Volatilität und Marktkapitalisierung. Beim letztgenannten Faktor dominieren regelmäßig Großunternehmen und Megakonzerne wie Apple, Microsoft und Nvidia die Nachrichten, während kleine und mittelgroße Unternehmen bei vielen Anlegern nach wie vor unterrepräsentiert sind. Wer jedoch genauer hinsieht, entdeckt oft überraschende Chancen bei Small Caps (Marktkapitalisierung < 2 Milliarden Euro) und Mid Caps (Marktkapitalisierung < 10 Milliarden Euro).
In einer Zeit, in der viele Anleger besonders aktiv in die „Magnificent Seven“ investieren, wird allzu schnell vergessen, dass sich die Situation auch ändern kann. „Anleger fischen heute in großem Ausmaß im selben Teich“, sagt Anthony Cruysmans, Experte für europäische Small & Mid Caps bei KBC Asset Management. „Wer ‚Größe‘ als Stilfaktor nutzt und daher neben Large und Mega Caps auch kleinere Unternehmen wählt, erhöht die Chancen auf Diversifizierung und langfristig potenziell höhere Erträge.
Warum Small und Mid Caps nicht fehlen dürfen
Small und Mid Caps haben in der Vergangenheit im Vergleich zu Large Caps einen höheren Wert erzielt. Bei einer Laufzeit von 24 Jahren handelte es sich um eine annualisierte Rendite von rund +6,9 %, das ist +3,3% über dem Wert der Large Caps. Diese bessere Rendite ist auf Faktoren zurückzuführen, die für Small und Mid Caps typisch sind, wie Risikoausgleich, Liquiditätsprämie, Margenerweitung und Management. Aber auch das Wachstum von einer niedrigeren Basis aus fällt ins Gewicht. Kleinere Unternehmen sind in der Regel jünger und flexibler, sie können sich schnell entwickeln und expandieren. Vor ihnen liegt noch ein weiter Weg. Vergessen Sie nicht: Large Caps haben auch einmal als Small oder Mid Caps angefangen.
Small und Mid Caps haben oft eine gute Anpassungsfähigkeit, während Large Caps oft an eine komplexere Entscheidungsfindung gebunden sind.
Anthony Cruysmans, Experte für europäische Small und Mid Caps bei KBC Asset Management
„Wie ein Segelboot, das seinen Kurs schnell ändern kann, haben Small und Mid Caps oft eine gute Anpassungsfähigkeit“, so Cruysmans weiter. „Größere Unternehmen haben mehr Schwierigkeiten, ihren Kurs schnell zu ändern, und sie sind oft an eine komplexere Entscheidungsfindung gebunden. Kleinere Unternehmen bleiben oft unter dem Radar institutioneller Anleger, weil sie weniger liquide sind. Dieser Mangel an Aufmerksamkeit führt regelmäßig zu Unterbewertungen. Außerdem sind diese Unternehmen in der Regel einfacher zu verstehen und weisen weniger komplexe Strukturen und Produktlinien auf.“
Small und Mid Caps haben zudem oft einen eher lokalen Charakter, was sie in einer geopolitisch aufgeladenen Welt interessant macht. Nicht zuletzt ist das Übernahmepotenzial greifbarer: Ein großer Fisch wird eher einen kleinen fressen, was die Aussicht auf eine Übernahmeprämie für Anleger erhöht. Außerdem werden kleine Champions in letzter Zeit immer häufiger von der Börse genommen und in private Hände gegeben, was ebenfalls eine Chance darstellt.
Das Pendel könnte sich umkehren
Das Pendel ist derzeit zu weit in Richtung Large Caps ausgeschlagen.
Siegfried Top, Anlagestratege bei KBC Asset Management
„In den letzten Jahren haben Small Caps gegenüber größeren Unternehmen und Big Tech den Kürzeren gezogen“, sagt Siegfried Top, Anlagestratege bei KBC Asset Management. „Viele gehen davon aus, dass den Big-Tech-Unternehmen die Zukunft gehört. Das ist an sich auch richtig, aber für ein ausgewogenes Portfolio ist Diversifizierung weiterhin unerlässlich. Das Pendel ist derzeit weit in eine Richtung ausgeschlagen. Die Bewertungen steigen, während gegenüber Small und Mid Caps ein erstaunlicher Pessimismus herrscht. Aber auf Übertreibungen - sowohl positive als auch negative - folgt oft eine Normalisierung.
Ist jetzt der richtige Zeitpunkt dafür?
Wann also ist der beste Zeitpunkt für Geldanlagen in Small und Mid Caps? Die schnelle Antwort lautet: „Man halte sich an eine Buy-and-Hold-Strategie.“ Historisch gesehen werden europäische Small und Mid Caps mit einem Aufschlag gehandelt. Vor 2021 lag dieser noch bei 10-15% gegenüber dem europäischen Gesamtmarkt. Inzwischen ist daraus ein Rabatt von durchschnittlich 15% geworden", sagt Cruysmans.
Das globale Wirtschaftswachstum scheint sich in einer sanften Landung zu befinden, was auf eine Phase geringeren Wachstums und allmählich sinkender Zinssätze, insbesondere in Europa, hindeutet. Dieser Abwärtstrend ist wichtig, weil kleinere Unternehmen stärker auf Bankkredite angewiesen sind, während große Unternehmen kaum Kredite aufnehmen müssen oder sogar auf Bergen von Bargeld sitzen. Hinzu kommt die politische Situation“, so Top weiter. „Die Wahl Trumps wird als positiv für Small Caps in den USA angesehen, da der neu gewählte Präsident für eine protektionistische Politik, niedrigere Steuern und weniger Regulierung steht. Dies könnte sich auf die Situation in Europa auswirken, wo Large Caps mit hohem internationalem Engagement anfälliger sein könnten als inländisch orientierte Small Caps. Allerdings sind auch die Small Caps nicht immun.“
Die Spreu vom Weizen trennen
Geldanlagen in Small und Mid Caps sind mit Risiken verbunden. Sie sind stärker von der lokalen Wirtschaft abhängig und bewegen sich eher in Nischenmärkten. „Man sollte daher einen etwas weiteren Anlagehorizont und eine stärkere Diversifizierung anstreben“, so Cruysmans abschließend. „Ein aktives Anlagekonzept, das sich auf eine professionelle Strategie und eine solide Fundamentalanalyse stützt, ist weiterhin unerlässlich, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Manchmal muss man sich auch trauen, gegen den Strom zu schwimmen. Denn das Pendel kann zurückschwingen, und das will man nicht verpassen.“
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Dieser Artikel ist rein informatorisch und darf nicht als Anlageberatung betrachtet werden.