Nachhaltiges Wirtschaften bedeutet nicht nur, dass man seine Betriebsprozesse nachhaltig gestaltet. Die Umstellung auf nachhaltige Immobilien für das Unternehmen ist mindestens ebenso wichtig, zumal die Regierung die Messlatte immer höher legt.
Nachhaltige Gebäude
Gebäude sind ein wichtiger Bestandteil der europäischen Klimapolitik. Auf sie entfallen 11% der CO2-Emissionen in Europa. In Belgien sind es laut einem Bericht der KU Leuven sogar etwa 25%. Übrigens entsprechen drei Viertel aller Gebäude in Europa nicht den aktuellen Energiestandards, und 85% sind mehr als 20 Jahre alt.
Der Europäische Green Deal zielt darauf ab, die CO2-Emissionen bis 2030 um 55% im Vergleich zu den Emissionen von 1990 zu senken. Für den Immobilienbereich hat die Europäische Kommission dies in ein ehrgeiziges Ziel umgesetzt: Verdoppelung der derzeitigen jährlichen Renovierungsrate von Altbauten in Europa bis 2030. Derzeit wird jährlich 1% der Gebäude renoviert. Bis 2030 werden also jährlich 2% der europäischen Gebäude renoviert werden müssen. Das ergibt insgesamt 35 Millionen renovierte Gebäude.
Um die CO2-Emissionen von Gebäuden deutlich zu reduzieren, ist ein drastisches Herangehen erforderlich. Es wird eine immense Herausforderung. Und wir müssen das rasante Renovierungstempo beibehalten, um als Kontinent bis 2050 völlig klimaneutral zu sein.
Kim Creten, CEO KBC Real Estate
Renovierungspflicht
Nachhaltige Immobilien werden in den kommenden Jahren zu einem wichtigen Thema für Unternehmen. Seit dem 1. Januar 2022 gibt es in Flandern eine Renovierungspflicht bei der Eigentumsübertragung für alle Nichtwohngebäude. Innerhalb von fünf Jahren nach einer Eigentumsübertragung müssen diese Gebäude Mindestkriterien für Dachisolierung, Verglasung, Wärmeerzeugung und Kühlsysteme erfüllen. Darüber hinaus müssen kleine Nichtwohngebäude mit einer Fläche von bis zu 500 m² innerhalb von fünf Jahren nach der Übergabe ein Energielabel von C oder besser erreichen. Für größere Nichtwohngebäude gilt ab 2023 eine Mindestverpflichtung von 5% für erneuerbare Energien. Auch diese Pflicht muss innerhalb von fünf Jahren nach der Eigentumsübertragung erfüllt werden. Außerdem muss ab 2025 ohnehin für jedes große Nichtwohngebäude ein Energieausweis erstellt werden.„Es gibt einen unbestreitbaren Druck seitens der Regierung, den Immobilienbestand nachhaltiger zu gestalten“, so Creten.
Vorschriften allein sind jedoch kein guter Anreiz für eine nachhaltigere Gestaltung von Betriebsgebäuden. Els Mignolet, Leiterin des Bereichs Geschäftskredite Immobilien bei der KBC: „Auch die Gesellschaft übt zunehmend Druck auf die Unternehmen aus, sich verstärkt auf Nachhaltigkeit auszurichten. Kein Unternehmen kann sich auf eine Insel zurückziehen und der Nachhaltigkeit keine Beachtung schenken.
Senkung der Energiekosten
Aber selbst dieser zunehmende Druck muss nicht der Hauptgrund für die Entscheidung für umweltfreundlichere Geschäftsgebäude sein. „Dies bietet auch Chancen für Unternehmen. Nachhaltige Investitionen wirken sich in der Regel langfristig kostensenkend aus, vor allem jetzt, wo viele grüne Technologien auch erschwinglich geworden sind“, sagt Iwan Barrez, Sustainability Manager bei der KBC. Unternehmen können zum Beispiel mit sparsamerer LED-Beleuchtung oder Solarmodulen viel Geld sparen. „Die Unternehmen schauen noch zu oft auf die Investitionskosten, während der Schwerpunkt eher auf den Gesamtbetriebskosten über den gesamten Lebenszyklus liegen sollte. Solche Systeme sind teurer in der Anschaffung, aber energieeffizienter und günstiger im Betrieb“, sagt Barrez. Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK) beispielsweise sind teuer in der Anschaffung, erzeugen aber sowohl Wärme als auch Strom.
Energetische Renovierungen
Die Finanzierung ist natürlich das Kerngeschäft eines Finanzinstituts, aber die KBC versteht ihre Rolle viel weiter gefasst als die eines reinen Kreditgebers. „Wir wollen unsere Kunden beim Wandel zum nachhaltigen Unternehmen begleiten. Dabei wollen wir sie auch von der Bedeutung energetischer Renovierung überzeugen“, sagt Creten. „Letztendlich muss das gesamte Immobilienbestand renoviert werden. Es wäre für ein Finanzinstitut verantwortungslos, seinen Kunden nicht klarzumachen, dass Investitionen in die Nachhaltigkeit ihrer Betriebsgebäude auf lange Sicht notwendig sind. Wenn wir diese Gespräche jetzt bereits führen, können wir sie proaktiv in die Finanzierungspläne des Unternehmens einbeziehen.“
Auch bei der Auswahl bestimmter Energiesparmaßnahmen und Investitionen spielt der Versicherer eine wichtige Rolle. Creten: „Wir sind selbst keine Energieexperten, aber durch externe Kooperationen können wir den Unternehmen dennoch Orientierungshilfe bieten.“ Beispielsweise hat die KBC Corporate Banking eine Partnerschaft mit Encon. Unternehmen können sich von der Beratungsfirma unter anderem zu den Themen Energieeffizienz und erneuerbare Energien konkret beraten lassen. Außerdem kann sie unter anderem den CO2-Fußabdruck eines Unternehmens kartieren, bei der Gebäudezertifizierung helfen und bei der Erstellung einer Nachhaltigkeitsstrategie und der Berichterstattung behilflich sein.
Kreislaufbau
Bei einer nachhaltigen Immobilienstrategie geht es um weit mehr als um erneuerbare Energien oder einzelne Energiesparmaßnahmen. Es geht auch um die Auswirkungen des Gebäudes auf seine Umgebung. „Unternehmen müssen beim Aufbau eines nachhaltigen Immobilienbestands viele Aspekte berücksichtigen. Das reicht von der Vermeidung unnötiger Bebauung knapper Freiflächen über ein angemessenes Wassermanagement bis hin zu nachhaltiger Mobilität“, so Creten.
Auch das Bauen selbst muss viel nachhaltiger werden. Während des Bauprozesses wird eine Menge CO2 freigesetzt. Auch das kann verbessert werden, unter anderem mit CO2-armem Zement oder Beton, der sich derzeit noch in einer eher experimentellen Phase befindet. Auch die Kreislaufbauweise gewinnt zunehmend an Bedeutung. Ein Gebäude wird dann so konzipiert, dass es seine Funktion leichter ändern kann und möglichst viele wiederverwendbare Ressourcen genutzt werden. „Vorbei sind die Zeiten, in denen man Gebäude mit der Abrissbirne zertrümmern konnte, ohne sich um den Abfallberg zu kümmern. Die Immobilien- und Baubranche ist eindeutig dabei, sich grundlegend zu verändern. Und das ist auch notwendig, wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen“, so Mignolet abschließend.
Die KBC weist ausdrücklich darauf hin, dass die Verwendung von Begriffen wie „grün“ und „nachhaltig“ auf dieser Webseite keineswegs darauf schließen lässt, dass das Beschriebene bereits (vollständig) der EU-Taxonomie entspricht.