Was bedeutet Friedrich Merz' "Whatever it takes" für Anleihen?

Geopolitische und handelspolitische Probleme haben in den letzten Monaten für viel Unruhe an den Aktienmärkten gesorgt. Doch was bedeutet Friedrich Merz' "Whatever it takes" für Anleihen? Mark Van Assche, Kundenbetreuer im Private Banking und Wealth Office, spricht darüber mit David Willems, Senior Anlagestratege bei KBC Asset Management.
02/04/2025
Was in der Welt geschieht und die Folgen für die Finanzmärkte?

Wirtschaft
- Die Wirtschaftsdynamik der USA wird vom Verhalten der dortigen Verbraucher bestimmt. Der Handelskrieg führt zu enormer Unsicherheit und bringt die Verbraucher in Bedrängnis darüber, ob sie ihre Kaufentscheidungen ändern oder aufschieben sollen.
- In Europa scheinen zusätzliche Staatsausgaben für Verteidigung und Infrastruktur den Wachstumsoptimismus zu stützen. Diese dürften sich aber erst 2026-27 auf das Wirtschaftswachstum auswirken, während die angekündigten Einfuhrzölle auf europäische Produkte das Wachstum in den USA unmittelbar negativ beeinflussen werden.
Rohstoffpreise und Inflation
- Derzeit wird die Inflation sowohl in den USA als auch in Europa durch die anhaltende, aber nicht beschleunigte Kerninflation (insbesondere im Dienstleistungssektor) angetrieben.
- Weithin wird aber angenommen, dass die Politik von Trump (durch geplante Importzölle und die Auswirkungen einer strengeren Migrationspolitik auf den Arbeitsmarkt) weltweit die Inflation wieder ansteigen lassen wird.
- Wie schnell sich höhere Zinsen in einer steigenden Inflation niederschlagen werden, bleibt jedoch ungewiss. Fakt ist, dass sich die Inflationsraten derzeit in die richtige Richtung bewegen.
Haushalts- und Geldpolitik
- Trump plant unter seiner Führung neue Steuersenkungen und spielt sogar mit dem Gedanken, die Einkommensteuer abzuschaffen. Es bleibt abzuwarten, ob seine Steuerpläne dies in irgendeiner Form ausgleichen können.
- Auch China unterstützt seine schwächelnde Wirtschaft weiterhin regelmäßig durch neue Fördermaßnahmen.
- In der Eurozone werden die angekündigten umfangreichen Investitionen in Verteidigung und Infrastruktur allmählich konkreter.
- Sowohl die Fed als auch die EZB sind bereits auf dem besten Weg, die Leitzinsen zu senken. Im März senkte die EZB ihren Leitzins um 25 Basispunkte. Es wird allgemein erwartet, dass die Fed ihren Leitzins in diesem Jahr noch lockern wird. Die Frage ist nur, inwieweit die höhere Inflation (aufgrund der angekündigten Einfuhrzölle) sie davon abhalten wird, den Leitzins drastisch zu senken, wenn die Wirtschaft ins Stocken gerät.
Anleihenmärkte
- Auch die Anleihenmärkte sind von dem Handelskrieg betroffen und erwarten negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum. Infolgedessen sinken die Zinssätze für Staatsanleihen sowohl in Deutschland als auch in Amerika.
Aktienmärkte
- Die 90-tägige Pause vor Inkrafttreten der hohen Einfuhrzölle vom „Liberation Day“ verschaffte den Aktienmärkten eine gewisse Atempause.
- Ob wir damit völlig aus dem Schneider sind, ist jedoch zweifelhaft. In der Zwischenzeit gilt für alle der einheitliche Einfuhrzoll von 10%, der deutlich höher ist als die bisher geltenden durchschnittlichen Einfuhrzölle von 3,5%. Für China wurden 125% verhängt.
- Es bleibt abzuwarten, wie die Wirtschaft damit umgehen wird und ob eine Rezession vermieden werden kann. Außerdem stellt sich die Frage, wie sich Präsident Trump bei den Verhandlungen positionieren wird und ob diese reibungslos verlaufen können. Wird der Konflikt mit China weiter eskalieren und welche Auswirkungen wird das auf die chinesische Wirtschaft haben?
Risiken
- Die Konflikte im Nahen Osten sowie in der Ukraine könnten jedoch bleibend für Nervosität sorgen. Was geschieht jetzt mit der Hilfe für die Ukraine? Trumps politische Entscheidungen werden sicherlich einen großen Einfluss haben. Dadurch hat die Volatilität deutlich zugenommen.
- Abschließend könnte die chinesische KI-Technologie dem Ganzen noch einen Strich durch die Rechnung machen: Die Ergebnisse von Deepseek sind beeindruckend, und das zu einem Bruchteil der Kosten, die im Westen anfallen.
Die Aktienmärkte schwanken weiterhin. Obwohl Präsident Trump ein Aussetzen der Zölle während 90 Tagen angekündigt hat, bleiben viele Unwägbarkeiten.
Siegfried top, Senior Investmentstratege KBC Asset Management
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