Inzwischen ist die grüne Wende in vollem Gange. Die belgischen Unternehmen sind schon dabei, die notwendigen Schritte zu unternehmen und die Chancen der grünen Wirtschaft zu nutzen.
Die Folgen der globalen Erwärmung
Mit den beispiellosen Überschwemmungen in Wallonien im Jahr 2021 und den zahlreichen Hitzewellen und Waldbränden der letzten Jahre wurden die Folgen der globalen Erwärmung für viele Menschen und Unternehmen plötzlich ganz konkret. Wissenschaftler warnen schon seit Jahrzehnten vor den Gefahren der globalen Treibhausgasemissionen, aber das Gefühl der Dringlichkeit scheint sich erst jetzt wirklich durchzusetzen.
Green Deal
Die Europäische Kommission ist sich dessen schon seit einiger Zeit bewusst und hat den Green Deal ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um ein Maßnahmenpaket mit dem ausdrücklichen Ziel, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen. 2023 müssen die CO2-Emissionen im Vergleich zu 1990 bereits um 55 Prozent reduziert worden sein. Und bis 2040 strebt Europa eine Reduzierung um 90 Prozent an.
Der Europäische Green Deal ist Ausdruck des Bestrebens Europas, eine weltweite Vorreiterrolle im Kampf gegen die globale Erwärmung einzunehmen. Die Unternehmen sollten dabei ihre gesellschaftliche Rolle ernst nehmen. Dies ist auch aus wirtschaftlicher Sicht eine absolute Notwendigkeit, denn das Klima kann sich besonders stark auf die Geschäftsmodelle und -abläufe von Unternehmen auswirken.
Wim Eraly, Generalbevollmächtigter Corporate Banking KBC Belgien
Messung der Umweltauswirkungen
Für börsennotierte Unternehmen ist die Nachhaltigkeit seit längerem ein wichtiges Thema. Sowohl Investoren als auch Regulierungsbehörden zwingen sie seit einigen Jahren, ihre Umweltauswirkungen zu messen, zu verfolgen und darüber zu berichten. Kleine und mittlere Unternehmen haben bisher nicht den gleichen Druck verspürt. Dies geht aus einer Umfrage, die die KBC unlängst bei den Unternehmern unter ihren Kunden durchführte, hervor. Nur 48% hatten bereits konkrete Maßnahmen ergriffen, um nachhaltiger zu werden.
Es wäre naiv zu glauben, dass Europa nur durch die Anstrengungen der großen multinationalen Unternehmen der erste klimaneutrale Kontinent werden kann. Alle Unternehmen werden einen Beitrag leisten müssen. Darüber hinaus bietet der Übergang zur Nachhaltigkeit auch Chancen. Es wäre Schade, wenn die KMUs dies versäumen würden.
Filip Ferrante, Direktor Corporate Sustainability bei der KBC Gruppe.
Dringlichkeit in allen Sektoren
In dem Maße, in dem der Green Deal an Fahrt gewinnt und die nationalen Regierungen ihre Gesetzgebung ändern, werden immer mehr Unternehmen die konkreten Folgen spüren. „Der Übergang zu einer CO2-neutralen Wirtschaft ist keine Revolution, sondern eine Entwicklung, die immer schneller voranschreitet. Die Unternehmen sollten also nicht sofort in Panik geraten, aber sie müssen jetzt wirklich aus den Startlöchern kommen“, so Wim Eraly.
Wechsel zur erneuerbaren Energie
Die Sektoren mit den höchsten Emissionen sind die ersten, die einen starken Druck verspüren, den Wechsel zur Nachhaltigkeit zu vollziehen. Im Energiesektor ist es inzwischen eine Selbstverständlichkeit, dass man von der Steinkohle abkommt und dass die Erdölförderung allmählich der Erzeugung erneuerbarer Energien weicht. Aber auch der Immobiliensektor, auf den rund 40 Prozent des Energieverbrauchs in Europa entfallen, steht vor großen Herausforderungen. Und mit der Umstellung auf Elektrofahrzeuge steht auch der Mobilitätssektor vor einer großen Aufgabe.
„Natürlich gibt es Sektoren, in denen der Übergang dringlicher ist. Doch keiner entkommt dem Klimaproblem. Alle Sektoren sind involviert“, prophezeit Filip Ferrante.
Klimarisiken für Unternehmen
Die globale Erwärmung birgt für Unternehmen auf verschiedenen Ebenen Risiken.
Physische Risiken
Da sind zunächst einmal die physischen Risiken. Die Hochwasserkatastrophe in Wallonien hat auch in Unternehmen große Schäden angerichtet oder den Betrieb völlig unmöglich gemacht. Wenn wir nichts gegen die globale Erwärmung unternehmen, könnten noch mehr Unternehmen durch Überschwemmungen oder andere Naturkatastrophen geschädigt werden.
Finanzielle Risiken
Unternehmen gehen auch ein finanzielles Risiko ein, wenn sie den Übergang zum nachhaltigen Wirtschaften ignorieren. „Natürlich sind Investitionen erforderlich, um die Betriebsprozesse vollständig im Blick zu bekommen und beispielsweise den Energieverbrauch zu senken“, sagt Filip Ferrante. „Das ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern zeugt auch von einer guten Finanzverwaltung. Denn wenn ein Unternehmen heute weniger CO2 ausstößt, vermeidet es, dass es morgen hohe Gebühren für seine CO2-Emissionen zahlen muss.“
Außerdem ist jetzt klar, dass die Finanzierung von Aktivitäten, die für die Umwelt und künftige Generationen schädlich sind, immer weniger selbstverständlich sein wird. So hat die KBC beispielsweise vor kurzem ihr Portfolio von direkten Finanzierungen der Steinkohlewirtschaft vollständig aufgegeben. „Es zeigt, dass bestimmte Sektoren und Unternehmen, die sich nicht für Nachhaltigkeit einsetzen, es schwerer haben werden, Finanzmittel zu erhalten. Oder dass die Finanzierungskosten zumindest steigen werden. Dies liegt zum Teil daran, dass die politischen Entscheidungsträger das Kapitalinstrument auch nutzen werden, um den grünen Wandel voranzutreiben“, so Wim Eraly.
So berichten die Finanzinstitute der Finanzaufsichtsbehörde über ihre so genannte Green Asset Ratio. Diese Kennzahl gibt an, wie grün die Vermögenswerte einer Bank sind. „Der nächste Schritt besteht darin, den Banken strengere Kapitalanforderungen für ihre nicht-grünen Vermögenswerte aufzuerlegen. Dies wird die Finanzierungskosten für bestimmte Unternehmen und Sektoren erhöhen.“ Dennoch ist Wim Eraly optimistisch.„Ich denke, es wird nur für eine Minderheit von Unternehmen teurer werden, sich zu finanzieren. Wir werden in der Lage sein, die meisten Unternehmen beim Übergang zu einer nachhaltigeren und grüneren Wirtschaft zu begleiten.“
Nachhaltige Wertschöpfung
Die Nichtberücksichtigung der grünen Wirtschaft birgt zweifelsohne Risiken für Unternehmen. Laut Vlerick-Professor und Nachhaltigkeitsexperte Xavier Baeten können Unternehmen die Klimafrage aber auch ganz anders angehen.
Es gibt immer noch Unternehmen, die den nachhaltigen Wandel als Bedrohung ansehen. Sie sehen vor allem, dass Kostenpositionen den Shareholder-Value schmälern. Andere Unternehmen hingegen sehen die Nachhaltigkeit als Herausforderung. Sie sind sich der gesellschaftlichen Probleme bewusst und wollen Teil der Lösung sein. Dabei kommt es darauf an, dass sich die Unternehmen auf das konzentrieren, was wirklich wichtig ist. Es macht keinen Sinn, weniger Dokumente zu drucken aber dabei die CO2-Emissionen der Fertigungsstraßen zu ignorieren. Letztlich geht es darum, die richtigen Prioritäten zu setzen, was für viele Unternehmen immer noch eine große Herausforderung ist. Zunächst einmal setzt der Übergang zum nachhaltigen Wirtschaften eine andere Sichtweise auf Gewinn voraus. Das oberste Ziel eines Unternehmens ist nicht die Erzielung von Gewinn, sondern die nachhaltige Wertschöpfung. Der Finanzteil ist nur ein Teil davon. Um eine nachhaltige Wertschöpfung zu erreichen, muss der Nachhaltigkeitsgedanke wirklich bis in den Kern des Unternehmens vordringen. Dies wird erst dann der Fall sein, wenn Investitionsentscheidungen nicht mehr nur an der Finanzlage gemessen werden. Auch die internen Prozesse und die Produktion sollten auf die Vision der Nachhaltigkeit ausgerichtet sein. Dies bedeutet, dass ein Unternehmen bereit sein muss, Entscheidungen mit einer langfristigen Perspektive zu treffen, auch wenn damit kein kurzfristiger Gewinn verbunden ist.
Xavier Baeten, Nachhaltigkeitsexperte bei Vlerick
Chancen durch den Wandel zur Nachhaltigkeit
Indem es sich voll auf ein nachhaltiges Geschäftsmodell umstellt, kann ein Unternehmen Klimarisiken in Chancen verwandeln. Das Unternehmen kann z. B. neue Produkte oder Dienstleistungen entwickeln oder ein zukunftsweisendes Geschäftsmodell aufbauen. „Die klimatischen Herausforderungen zwingen die Unternehmen zu Innovationen“, so Wim Eraly weiter. „Unternehmen, die dafür offen sind, haben einen Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, die nur zuschauen, sind im Nachteil. Dies führt zu höheren Kosten und zum Wertverlust ihrer Vermögenswerte.
„Grün ist das neue Digital“
In diesem Sinne gibt es eine große Ähnlichkeit zwischen dem Wandel zur Nachhaltigkeit und der digitalen Revolution. Mit dem Slogan „Green is the new digital“ unterstreicht KBC-Chef Johan Thijs gerne die Bedeutung der Nachhaltigkeit. „So wie die digitale Entwicklung eine völlig neue Wirtschaft geschaffen hat, wird der Wandel zur Nachhaltigkeit neue Branchen mit neuen Geschäftsmodellen und innovativen Dienstleistungsmodellen hervorbringen. Unternehmen, die diese anderen Möglichkeiten schnell erkennen, werden unweigerlich einen Wettbewerbsvorteil haben“, sagt Filip Ferrante.
So ist, angetrieben durch das Streben nach Nachhaltigkeit, eine ganz neue Kreislaufwirtschaft entstanden. Dabei werden Materialien, Reststoffe und Energie (z. B. Abwärme) insofern möglich wiederverwendet, um Ressourcen sparsam und nachhaltig zu nutzen und die Emissionen unter Kontrolle zu halten. Dies führt zu einer enormen Nachfrage nach neuen Technologien, Produkten und Dienstleistungen, um dies zu ermöglichen. Ein Beispiel ist das As-a-Service-Modell, bei dem alles in ein Dienstleistungsmodell gegossen wird. Die Unternehmen legen damit den Grundstein für neue Einnahmen.
Gemeinsam mit den Stakeholdern
Die Unternehmen sind bei ihrem Wechsel zum nachhaltigen Wirtschaften nicht allein. „Für den Wandel zur Nachhaltigkeit brauchen die Unternehmen vor allem mehr Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Stakeholdern. Es hört sich einfach an, aber so etwas erfordert viel Zeit und Energie.“ Professor Xavier Baeten verweist auf einige Automobilhersteller, die, angespornt durch ihre Stakeholder, entdeckten, dass sie auf Dauer irrelevant werden, wenn sie sich nur als Hersteller verstehen. Seitdem haben mehrere von ihnen den Wechsel vollzogen. Sie bieten jetzt Mobilitätslösungen an, was sofort ein völlig anderer Ansatz mit neuen Zukunftsperspektiven ist. „Die meisten Unternehmen sind noch nicht so weit. Sie sehen Nachhaltigkeit oft als etwas, das einfach hinzukommt. Nachhaltigkeit geht jedoch bis in den Kern des Unternehmens, was in der Regel erst nach Rücksprache mit allen Stakeholdern deutlich wird. Dann werden alle Scheuklappen abgelegt und es entsteht Raum für Innovationen. Und das könnte der Auslöser für einen völlig neuen strategischen Kurswechsel sein“, sagt Xavier Baeten.
So etwas erfordert ein Umdenken in der Unternehmensführung. „Um mit den Stakeholdern den Dialog einzugehen, ist ein neues Managementmodell erforderlich. Das ist bei den klassischen Zahlenjongleuren, die sich hauptsächlich mit der finanziellen Situation befassen, nicht der Fall. Dafür braucht man einen ganz anderen Typ Manager". Dies ist ein Aspekt, in dem die KMUs in der Regel bereits stark sind. „Das ist ihnen oft selbst nicht bewusst“, schließt Xavier Baeten. „Da KMUs jedoch häufig stark in das soziale Gefüge eingebettet sind, haben sie oft bereits enge Kontakte zu ihren Stakeholdern. Für die KMUs besteht das Hauptproblem darin, diese Bemühungen auch gegenüber den Stakeholdern richtig zu strukturieren.
Die Rolle der KBC
Bij financiële instellingen is de duurzame transitie intussen een topprioriteit. "Als bank-verzekeraar moeten we onze risico’s en die van onze stakeholders goed beheersen, volgens Filip Ferrante. "Als sommige klanten risico’s nemen zonder toekomstperspectief, dan is het onze plicht om hen daarop aan te spreken. Daarmee beschermen we onszelf, het spaargeld dat we beheren en alle stakeholders die ons vertrouwen."
Naar een groen productaanbod
Bei den Finanzinstituten hat der Wandel zur Nachhaltigkeit inzwischen höchste Priorität. „Als Allfinanzinstitut müssen wir unsere Risiken und die unserer Stakeholder gut managen", so Filip Ferrante. „Wenn einige Kunden ohne Zukunftsaussichten Risiken eingehen, ist es unsere Pflicht, sie darauf hinzuweisen. So schützen wir uns selbst, die von uns verwalteten Ersparnisse und alle Stakeholder, die uns vertrauen.“Auf dem Weg zu einem grünen Produktangebot
Finanzinstitute können in vielerlei Hinsicht eine treibende Kraft für den nachhaltigen Wandel sein. Das beginnt mit einem grünen Produktangebot. Aber ein grünes Produktangebot ist nur das erste Glied der Kette“, bemerkt Wim Eraly. „Damit können wir bereits jetzt das Bewusstsein der Unternehmen für die Bedeutung einer nachhaltigen Unternehmenspolitik schärfen. Aber damit weiß ein Unternehmen nicht unbedingt genau, wie es das in die Praxis umsetzen kann.“
Deshalb geht die KBC noch einen Schritt weiter. Firmenkunden können mit einem Footprint Calculator ihren eigenen ökologischen Fußabdruck ermitteln. Das Allfinanzinstitut ist für die Kunden von KBC Corporate Banking auch eine Partnerschaft mit Encon eingegangen, einer Beratungsagentur, die Unternehmen dabei hilft, nachhaltiger zu werden. So können die Firmenkunden der KBC ein Screening und konkrete Beratung erhalten.
„Als Finanzinstitute werden wir das Klimaproblem natürlich nicht allein lösen können. Wir werden aus allen Teilen der Gesellschaft zusammenarbeiten müssen. Bürger, Regierungen und Unternehmen: Wir alle müssen zu der Einsicht gelangen, dass wir das Klimaproblem jetzt angehen müssen. Es gibt keine andere Wahl“, so Filip Ferrante abschließend.
Die KBC weist ausdrücklich darauf hin, dass die Verwendung von Begriffen wie „grün“ und „nachhaltig“ auf dieser Webseite keineswegs darauf schließen lässt, dass das Beschriebene bereits (vollständig) der EU-Taxonomie entspricht.