Zukunftsorientierte Unternehmen vollziehen den Wandel zur Nachhaltigkeit nicht, weil sie von Regulierungsbehörden oder Investoren dazu gezwungen werden. Sie setzen auf Nachhaltigkeit, weil sie Chancen sehen. Dennoch warten viele Unternehmen noch immer ab. Es gibt aber viele Gründe, den Wandel zur Nachhaltigkeit mit Volldampf voranzutreiben.
In den letzten 20 Jahren hat sich das Thema Nachhaltigkeit von einer Randerscheinung zu einer Top-Priorität für Top-Manager und Unternehmer entwickelt. Die Klimaschocks lassen jeden spüren, dass es so nicht weitergehen kann. Und genau diese Dringlichkeit hat in den letzten Jahren gefehlt.
Xavier Baeten, Dozent Corporate Sustainability and Responsibility an der Vlerick Business School
1. Motor der Innovation
„Unternehmen, die die Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt der Betriebsführung stellen, fokussieren oft auf Innovation, um ihre Ziele zu erreichen“, sagt Xavier Baeten. Er verweist auf das finnische Unternehmen Neste, das sich von einem klassischen Ölraffinerieunternehmen zu einem weltweit führenden Unternehmen für erneuerbare und Kreislauftechnologien entwickelt hat. Das Unternehmen raffiniert Diesel aus Frittierölen und Fetten. Dabei sind die CO2-Emissionen um 90 Prozent niedriger als bei herkömmlichem Diesel.
„Nachhaltigkeit ist ein Motor der Innovation. Das schafft Möglichkeiten, mit denen sowohl große als auch kleine Unternehmen ihre Zukunft sichern können“, sagt Xavier Baeten.
2. Neue Einnahmequellen
Unter Impuls des Wandels zur Nachhaltigkeit entstehen neue Sektoren und Geschäftsmodelle, die es den Unternehmen ermöglichen, neue Einnahmequellen zu erschließen. Denken Sie an die Kreislaufwirtschaft, in der es darum geht, die Wiederverwendung von Rohstoffen oder Reststoffen zu maximieren. Auch das As-a-Service-Modell ist auf dem Vormarsch. Dazu gehören nicht nur Mobilitäts- oder Energieprodukte, sondern auch der gesamte Service drum herum. Denken Sie zum Beispiel an die Wartung.
„Auch in der Kombination von Nachhaltigkeit und Digitalisierung liegen noch viele Chancen für Unternehmen“, so Xavier Baeten.
3. Kosten einsparen
„Indem ein Unternehmen heute investiert, kann es vermeiden, dass ihm morgen hohe Kosten entstehen“, sagt Filip Ferrante, Direktor Corporate Sustainability der KBC Gruppe. So senkt eine Investition in Solarmodule oder LED-Beleuchtung nicht nur die Stromrechnung. „Solche Investitionen verringern den ökologischen Fußabdruck. Damit vermeiden nachhaltige Unternehmen eine unerwartet hohe Steuerrechnung“.
4. Günstigere Finanzierung
Wegen der zugrundeliegenden Umwelt- und Klimarisiken werden Unternehmen, die an schädlichen Aktivitäten festhalten oder keine Anstrengungen unternehmen, ihren ökologischen Fußabdruck zu verringern, in Zukunft mit höheren Finanzierungskosten konfrontiert sein. Die Auswirkungen dieser Risiken, wie etwa veraltete, nicht umweltfreundliche Technologien, werden in die Risikoanalyse eines zu finanzierenden Projekts einfließen.
„Es ist kein Geheimnis, dass die Finanzaufsichtsbehörde das Kapitalinstrument nutzen wird, um die Banken zu ermutigen, ihre Kreditportfolios umweltfreundlicher zu gestalten“, weiß Wim Eraly, Generalbevollmächtigter Corporate Banking KBC Belgien. Banken, die immer noch zu viele Beteiligungen an umweltschädlichen Sektoren in ihren Portfolios haben, werden schließlich gezwungen sein, mehr Kapital für diese Sektoren bereitzuhalten. Das könnte die Kredite für manche Unternehmen verteuern. „Kredite werden nicht sofort teurer werden. Aber es ist die Richtung, die wir einschlagen. Die Unternehmen müssen sich den Nachhaltigkeitsgedanken jetzt zu eigen machen und sich transformieren. Die KBC kann gemeinsam mit ihren Partnern dem Unternehmer dabei helfen“, so Wim Eraly.
5. Nachhaltige Lieferanten werden geschätzt
Nachhaltigkeit steht nicht für sich allein, und oft haben große nachhaltige Unternehmen alle Glieder ihrer gesamten Wertschöpfungskette im Blick. Dabei üben sie zunehmend Druck auf die Lieferanten aus, ebenfalls eine nachhaltige Politik zu verfolgen. Lieferanten, die ihre Kunden behalten wollen, haben dann keine andere Wahl, als ihre Betriebsprozesse nachhaltiger zu gestalten.
„So sehen wir, wie oft die gesamte Wertschöpfungskette nachhaltiger wird. Dies ist also eine Entwicklung, die ein KMU, das große Unternehmen beliefert, berücksichtigen muss. Es ist also besser, bereits im Voraus strenge Anforderungen auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen und eine solide Politik zu entwickeln, als darauf zu warten, dass sie auferlegt werden“, sagt Filip Ferrante.
6. Arbeitnehmern gefällt Nachhaltigkeit
„Früher kamen Bewerber, weil Sie eine Stelle suchten. Jetzt kommen Sie wegen des Unternehmens. Nachhaltige Unternehmen sind dann im Vorteil, denn gerade bei jungen Menschen ist Nachhaltigkeit ein wirklich wichtiges Thema“, so Wim Eraly.
Dies macht Nachhaltigkeit auch zu einer wichtigen Waffe für Unternehmen im „War for Talent“. Aber auch nach Dienstantritt der neuen Mitarbeiter gibt es einen positiven Effekt. „Nachhaltigkeit ist Teil der Unternehmenskultur der KBC. Bei unseren eigenen Mitarbeitern merken wir bereits, dass nachhaltige Projekte sehr begeistern“, so Wim Eraly weiter. „Wir sehen dort den gleichen Schwung wie bei den Innovationsprojekten.“
Akademische Studien bestätigen dies. „Aus unserer eigenen Forschung wissen wir, dass ein guter Ruf des Unternehmens und der Stolz darauf, für ein Unternehmen zu arbeiten, einen sehr großen Einfluss auf das Engagement der Mitarbeiter haben“, sagt Xavier Baeten.
7. Existenzsicherheit
„Der allgemeine Vorteil des nachhaltigen Wirtschaftens ist die langfristige Sicherung der Existenz des Unternehmens“, weiß Xavier Baeten.
Nachhaltigkeit zieht sich durch alle Ebenen eines Unternehmens, und ihre Auswirkungen sickern überall durch. Nachhaltige Unternehmen
- genießen einen besseren Ruf
- innovieren mehr
- sind bei Arbeitssuchenden beliebt
- haben es leichter, sich zu finanzieren
- erschließen neue Einnahmequellen
„Einem Unternehmen, das nur auf Nachhaltigkeit setzt, um seinen Ruf zu verbessern, würde ich davon abraten. Aber Unternehmen, die sich für Nachhaltigkeit entscheiden, weil sie wirklich daran glauben, ernten alle Vorteile und sichern so ihre Zukunft.“
Die KBC weist ausdrücklich darauf hin, dass die Verwendung von Begriffen wie „grün“ und „nachhaltig“ auf dieser Webseite keineswegs darauf schließen lässt, dass das Beschriebene bereits (vollständig) der EU-Taxonomie entspricht.