Nachhaltigkeit ist keine Selbstverständlichkeit. Mit den richtigen Schwerpunkten kann sich ein Unternehmen zu einem Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit entwickeln. Dieser Wandel ist im Wesentlichen ein Veränderungsprozess, der viele Bereiche des Unternehmens betrifft. Dabei sind ein paar Sachen entscheidend.
Kein Unternehmen kann es sich mehr leisten, der nächsten Generation die negativen Auswirkungen seiner Tätigkeit aufzubürden. Das nimmt die Gesellschaft nicht mehr hin. Die Umstellung auf ein nachhaltigere Unternehmensmethoden ist keine unverbindliche Wahl, sondern ein Muss.
Wim Eraly, Generalbevollmächtigter Corporate Banking KBC Belgien
1. Entwicklung einer Vision
Manchmal scheint es gute Gründe zu geben, den Übergang zum nachhaltigen Wirtschaften zu verzögern.
- Die Technologie ist noch nicht ausgereift.
- Die Investitionen sind zu teuer.
- Die Gesetzgebung noch unklar.
„Die meisten dieser Einwände sind aber leicht zu kontern. Das Wichtigste ist, eine Vision zu entwickeln und von dort aus etwas in Bewegung zu setzen“, sagt Filip Ferrante, Direktor Corporate Sustainability der KBC Gruppe.
Jeder Schritt, den man in dieser Hinsicht tun kann, ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn eine Technologie noch nicht ausgereift ist, gibt es vielleicht eine andere Technologie, die zumindest ein Teil der Lösung sein kann. Das Preisschild einer Investition sieht in der Regel auch besser aus, wenn man die langfristigen Spareffekte mit einbezieht. Und wer wartet, bis die Vorschriften vollständig in Kraft getreten sind, riskiert, dass er schnell und mit wenig Vorbereitungszeit weitreichende Änderungen vornehmen muss.
2. Austausch mit den Stakeholdern
Beim Übergang zu einem nachhaltigen Unternehmen kommt es darauf an, regelmäßig zu überprüfen, ob die Prioritäten richtig gesetzt sind. Die Stakeholder können hierzu wichtiges Feedback geben.
„Indem Sie mit Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten, Aktionären, Nichtregierungsorganisationen oder örtlichen Behörden sprechen, integriert das Unternehmen externe Ansichten. Die verschiedenen Stakeholder können die Unternehmensstrategie in Frage stellen. Das inspiriert und führt zu Innovationen“, sagt Filip Ferrante.
Gleichzeitig muss sich ein Unternehmen darüber im Klaren sein, dass all diese verschiedenen Interessengruppen auch unterschiedliche Prioritäten haben. Ein Unternehmen kann nicht alle Wünsche erfüllen.
„Es ist wichtig, mit den Stakeholdern zu sprechen. Aber ein Unternehmen muss dann selbst entscheiden, welche Elemente aus diesen Gesprächen es berücksichtigt und welche nicht“, sagt Filip Ferrante.
3. Ausarbeitung konkreter Ziele
Viele Unternehmen wissen nicht, wo sie bei der Entwicklung ihrer Vision von Nachhaltigkeit anfangen sollen. Die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen werden dann oft als wertvoller Prüfstein angeführt. Dies sind 17 Ziele, die als Anregung für die Wahl der Prioritäten dienen können.
„Der letzte entscheidende Schritt besteht darin, auch konkrete Ziele damit zu verbinden. Solange das nicht geschieht, wird auch nichts unternommen“, so Xavier Baeten, der an der Vlerick Business School Corporate Sustainability and Responsibility lehrt.
4. Blick über die globale Erwärmung hinaus
Aus Gründen der Dringlichkeit wird der globalen Erwärmung und den Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionen große Aufmerksamkeit geschenkt. Doch bei der Nachhaltigkeit geht es um viel mehr als nur um das Klima.
Es geht auch um
- Armutsbekämpfung
- Gleichstellung der Geschlechter
- Gesundheit und Wohlbefinden
- Nachhaltigen Verbrauch und nachhaltige Produktion
- Biodiversität
„Jedes Unternehmen muss analysieren, wo es die größte Wirkung erzielen kann“, sagt Xavier Baeten.
5. Die richtigen Kompetenzen anziehen
Nachhaltigkeit ist eine komplexe Herausforderung. Vorbei sind die Zeiten, in denen ein Sustainability Manager die Nachhaltigkeitspolitik im Alleingang gestalten musste.
„Ein nachhaltiges Unternehmen braucht Spezialisten in verschiedenen Bereichen: von nachhaltiger Mobilität bis hin zu Diversität. Wenn diese Kompetenzen intern nicht vorhanden sind, ist es angebracht, dafür externe Hilfe in Anspruch zu nehmen“, sagt Xavier Baeten.
6. Ändern Sie Ihre Sicht auf den Gewinn
Nachhaltige Unternehmen entscheiden sich nicht für kurzfristige Gewinnmaximierung.
„Nachhaltige Unternehmen dürfen auch Gewinn erzielen“, so Xavier Baeten. „Aber der Blick auf den Gewinn muss sich ändern. Nach dem alten Modell hat eine negative Auswirkung auf die Umwelt keinerlei Auswirkungen auf das finanzielle Ergebnis des Unternehmens. Die Kosten werden also auf die Gesellschaft abgewälzt. Das wird jetzt nicht mehr akzeptiert.“
Die Wertschöpfung von Unternehmen muss heute nachhaltig sein. Der Finanzteil ist nur ein Teil davon. Dies bedeutet, dass ein Unternehmen bereit sein muss, nachhaltige Investitionsentscheidungen mit einer langfristigen Perspektive zu treffen, auch wenn damit kein kurzfristiger Gewinn verbunden ist.
7. Einbindung der Mitarbeiter in den Übergangsprozess
Der nachhaltige Wandel beginnt bei der obersten Führungsebene und sickert dann in das gesamte Unternehmen durch.
„Nachhaltigkeit kann nicht nur von unten ausgehen“, sagt Wim Eraly. „Dann entstehen zu viele abgetrennte eigene Prioritäten. So erreicht man nie den Fokus und die Ressourcen, um die Dinge strukturell zu ändern.“
Xavier Baeten bestätigt: „Nachhaltigkeit sollte wirklich im gesamten Unternehmen gelebt werden. Das beginnt beim Vorstand und der obersten Führungsebene. Die große Herausforderung besteht oft darin, alle Mitarbeiter einzubinden, denn Nachhaltigkeit lässt sich nicht verordnen. Dazu kann man große Sensibilisierungskampagnen auf die Beine stellen, aber letztlich kommt es darauf an, mit den Arbeitnehmern zu sprechen und herauszufinden, was ihnen wichtig ist und was sie erreichen wollen. Nur wenn sie selbst wirklich an das glauben, was sie tun, wird das auch auf die Kunden abstrahlen, mit denen sie direkt in Kontakt stehen.“
Nachhaltigkeit in der Praxis: Alro
Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt unserer Unternehmensstrategie.
„Der Trend zum Grünen ist die einzige gute Option für die Zukunft und bildet die Speerspitze unserer Unternehmensstrategie“, sagt Carl Bruynseels, technischer Direktor der Alro Group. Das Beschichtungs- und Lackierunternehmen ist ein Zulieferer der großen Automobil- und LKW-Hersteller. Heute werden in Dilsen-Stokkem z. B. Teile für Elektroautos von Audi und Volvo beschichtet. Auch Porsche greift auf das Know-how von Alro zurück.
Traditionell trägt Alro einen Anstrich oder eine Beschichtung auf verschiedene Autoteile auf. Die Elektrifizierung des Automobilsektors schafft jedoch neue Möglichkeiten. Vor allem die Komponenten im Batteriegehäuse von Elektroautos stellen eine neue Nische dar. Diese Teile erfordern eine besondere Behandlung. Für eine optimale Führung müssen alle Flächen, die übereinander montiert werden, sorgfältig von Farbe freigehalten werden. Früher wurde dies mit Klebeband gemacht, aber durch eigene Forschung und Entwicklung entwickelte Alro eine Laseranwendung für diesen Zweck. Alro ist auch eine Partnerschaft mit dem deutschen Unternehmen IPC eingegangen, das eine Beschichtung für das Gehäuse von Elektroauto-Batterien entwickelt hat. Diese Beschichtung kann die Ausbreitung eines Feuers erheblich verlangsamen.
Alro begegnet dem nachhaltigen Wandel nicht nur mit neuen Technologien. Auch die eigenen Produktionsprozesse sind in den letzten Jahren deutlich nachhaltiger geworden. Wo immer es möglich ist, verwendet das Unternehmen Farben auf Wasserbasis anstelle der umweltschädlicheren Farben auf Lösungsmittelbasis. Und das Einbrennen der lackierten Teile findet bei einer niedrigeren Temperatur statt, so dass die Öfen weniger Energie verbrauchen. Auch das Restwasser aus den Produktionsprozessen wird so weit wie möglich wiederverwendet, und das Unternehmen erzeugt selbst Energie mit Sonnenkollektoren und zwei Windrädern. „Wir versuchen, unseren ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten. Denn es ist unbestreitbar, dass eine grüne Revolution im Gange ist. Wir merken das an den Forderungen unserer Kunden nach Nachhaltigkeit. Wenn wir uns nicht so stark engagieren würden, würde es sich oft nicht einmal lohnen, ein Angebot zu machen“, so Carl Bruynseels abschließend.
Die KBC weist ausdrücklich darauf hin, dass die Verwendung von Begriffen wie „grün“ und „nachhaltig“ auf dieser Webseite keineswegs darauf schließen lässt, dass das Beschriebene bereits (vollständig) der EU-Taxonomie entspricht.